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Artikel zum Thema: Fremdkapitalzinsen

Return on Invest­ment (ROI) zur Analyse und Steue­rung des Unternehmens

Kate­go­rien: Manage­ment-Info

Dezember 2014 

Beschäf­tigt man sich mit der Analyse von Jah­res­ab­schlüs­sen, so stolpert man immer wieder über eine Kennzahl – die Gesamt­ka­pi­tal­ren­ta­bi­li­tät, im Eng­li­schen als Return on Invest­ment (ROI) oder als Return on Assets (ROA) bezeich­net. Hinter diesen Begrif­fen ver­steckt sich im Wesent­li­chen die gleiche Kennzahl – eine Ren­ta­bi­li­täts­kenn­zahl, die sich aus dem Ver­hält­nis von EBIT (Earnings Before Interest and Taxes) zum durch­schnitt­li­chen Gesamt­ka­pi­tal bzw. Gesamt­ver­mö­gen ergibt. 

Return on Investment =

EBIT

Ø Vermögen

Die Gesamt­ka­pi­tal­ren­ta­bi­li­tät zeigt die Ertrags­fä­hig­keit eines Unter­neh­mens unab­hän­gig von seiner Finan­zie­rung. Die Finan­zie­rungs­neu­tra­li­tät wird dadurch erreicht, dass eine Ergeb­nis­grö­ße vor Abzug von Finan­zie­rungs­auf­wen­dun­gen wie Zinsen oder ähnliche Auf­wen­dun­gen und vor Abzug von Steuern gewählt wird und ins Ver­hält­nis zum im Unter­neh­men ein­ge­setz­ten Kapital gesetzt wird. Für die Analyse wäre es rich­ti­ger, statt von ein­ge­setz­tem Kapital von ein­ge­setz­tem Vermögen zu sprechen, da ja nicht das Kapital eines Unter­neh­mens den Ertrag bringt, sondern vielmehr das ein­ge­setz­te Vermögen. Ins­be­son­de­re bei Inves­ti­ti­ons­rech­nun­gen wird die Ren­ta­bi­li­tät eines Ver­mö­gens­ge­gen­stan­des oder eines Projekts berech­net, nicht aber die Ren­ta­bi­li­tät des dafür ein­ge­setz­ten Kapitals. Immer wieder wird daher in diesem Zusam­men­hang nicht von der Gesamt­ka­pi­tal­ren­ta­bi­li­tät sondern von der Ver­mö­gens­ren­ta­bi­li­tät gesprochen. 

Ver­gleicht man die Gesamt­ka­pi­tal­ren­ta­bi­li­tät eines Unter­neh­mens mit den Kosten für die Fremd­fi­nan­zie­rung des Unter­neh­mens, so kann unter­sucht werden, ob das Unter­neh­men in der Lage ist, Gewinne zu erwirt­schaf­ten, die über die zu zah­len­den Fremd­ka­pi­tal­zin­sen hin­aus­ge­hen. Beträgt bei­spiels­wei­se die Gesamt­ka­pi­tal­ren­ta­bi­li­tät 5 %, während die Fremd­ka­pi­tal­kos­ten sich auf 3% belaufen, so erkennt man, dass das Unter­neh­men Gewinne erwirt­schaf­ten kann. Im umge­kehr­ten Fall lässt eine Gesamt­ka­pi­tal­ren­ta­bi­li­tät von 4% bei Fremd­ka­pi­tal­kos­ten von 6% darauf schlie­ßen, dass das Unter­neh­men Verluste erwirtschaftet.

Du Pont-Kenn­zah­len­sche­ma / ROI-Kennzahlenpyramide

Ren­ta­bi­li­täts­ana­ly­sen sind immer dann von beson­de­rer Bedeu­tung wenn eine Inves­ti­ti­on bevor­steht. Ein ratio­na­ler Investor wird sich bei unter­schied­li­chen Hand­lungs­al­ter­na­ti­ven wohl für jene Alter­na­ti­ve ent­schei­den, welche die höchste Ren­ta­bi­li­tät erwirt­schaf­tet. Neben dieser Analyse der Ertrags­fä­hig­keit des Unter­neh­mens kann der ROI auch als Instru­ment zur Unter­neh­mens­steue­rung und -führung her­an­ge­zo­gen werden. Dabei wird der ROI als Spitze einer Kenn­zah­len­py­ra­mi­de – des Du Pont-Kenn­zah­len­sche­mas – ange­se­hen. Die Kenn­zah­len­py­ra­mi­de ergibt sich aus einer alter­na­ti­ven Berech­nung des ROI. Dieser kann neben dem oben ange­ge­be­nen Quo­ti­en­ten aus EBIT und durch­schnitt­li­chem Vermögen auch aus der Umsatz­ren­ta­bi­li­tät mul­ti­pli­ziert mit dem Kapi­tal­um­schlag errech­net werden. Die Umsatz­ren­ta­bi­li­tät ergibt sich dabei aus dem Ver­hält­nis von EBIT zu Umsatz­er­lö­sen; der Kapi­tal­um­schlag aus dem Ver­hält­nis von Umsatz zu durch­schnitt­li­chem Vermögen. Die bei­lie­gen­de Grafik ver­deut­licht diesen Zusam­men­hang und zeigt, warum der ROI als Spit­zen­kenn­zahl bezeich­net wird.

ROI - Darstellung

Die ROI-Kenn­zah­len­py­ra­mi­de erlaubt so eine Zusam­men­fas­sung von unter­schied­li­chen Teil­zie­len eines Unter­neh­mens zu einem Gesamt­ziel, da sämt­li­che Bereiche eines Unter­neh­mens abge­bil­det werden. Die Kenn­zah­len­py­ra­mi­de zeigt, dass jede Maßnahme in einem Unter­neh­mens­be­reich Aus­wir­kun­gen bis nach oben zum ROI besitzt. Steigen bei­spiels­wei­se die varia­blen Kosten, so sinkt der Deckungs­bei­trag und damit ein­her­ge­hend sinkt der ROI. Steigt der Deckungs­bei­trag an, so kann dennoch infolge eines gerin­ge­ren Kapi­tal­um­schlags der ROI negativ beein­flusst werden. Ein gestie­ge­ner Deckungs­bei­trag könnte aller­dings auch durch höhere Fix­kos­ten „auf­ge­fres­sen“ werden und somit keine Aus­wir­kun­gen auf den ROI haben. Aus diesem Grund ist darauf zu achten, dass eine Ver­än­de­rung in Ein­zel­be­rei­chen noch keinen end­gül­ti­gen Rück­schluss auf den ROI erlaubt. Ein gesun­ke­ner Anteil an Mate­ri­al­kos­ten bei der Pro­duk­ti­on könnte bei­spiels­wei­se nicht unbe­dingt auf eine Ratio­na­li­sie­rungs­maß­nah­me hin­wei­sen wenn zugleich die Fer­ti­gungs­löh­ne ent­spre­chend ansteigen.

Die ROI-Kenn­zah­len­py­ra­mi­de ist ein brauch­ba­res Tool, um die Aus­wir­kun­gen ver­schie­de­ner Maß­nah­men im Unter­neh­men auf unter­schied­li­che Kenn­zah­len und letzt­lich auf den ROI fest­zu­stel­len bzw. zu model­lie­ren. Plau­si­ble Annahmen über Ver­än­de­run­gen vor­aus­ge­setzt, können dadurch etwa die Kon­se­quen­zen mög­li­cher Ent­schei­dun­gen besser abge­schätzt werden. Moni­to­ring und Analyse der ein­zel­nen Unter­neh­mens­be­rei­che wie auch die Unter­neh­mens­steue­rung können erleich­tert und opti­miert werden.

Bild: © Sven Hoppe — Fotolia