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Damit sich Ihre Inves­ti­tio­nen rechnen — Inves­ti­ti­ons­ent­schei­dun­gen in der Praxis (Teil I)

Kate­go­rien: Manage­ment-Info

Dezember 2006 

Inves­ti­ti­ons­ent­schei­dun­gen gehören zu den wich­tigs­ten Unter­neh­mens­ent­schei­dun­gen. Fehl­in­ves­ti­tio­nen können sich fatal auf die lang­fris­ti­ge Unter­neh­mens­ent­wick­lung aus­wir­ken. Um so wich­ti­ger ist es daher, sämt­li­che rele­van­ten Aspekte (Steuern, Inves­ti­ti­ons­för­de­run­gen, Kapa­zi­täts- und Aus­las­tungs­pla­nung, Logistik, Aus­wir­kun­gen auf Personal usw) zu berück­sich­ti­gen. Inves­ti­tio­nen müssen sich lang­fris­tig rechnen — die betriebs­wirt­schaft­li­che Inves­ti­ti­ons­rech­nung stellt dafür mehrere unter­schied­li­che Modelle zur Verfügung.

Da Inves­ti­ti­ons­ent­schei­dun­gen oft unter­schied­li­cher Art sind, wird zu nächst ein Über­blick über die ver­schie­de­nen Formen von Ent­schei­dun­gen gegeben:

  • Wahl­ent­schei­dung: Welche Inves­ti­ti­on von mehreren Alter­na­ti­ven soll rea­li­siert werden?
  • Ersatz­ent­schei­dung: Soll ein Inves­ti­ti­ons­gut durch ein anderes (neues) ersetzt werden?
  • Inves­ti­ti­ons­dau­er­ent­schei­dung: Wie lange soll ein Inves­ti­ti­ons­ob­jekt genutzt werden?
  • Pro­gramm­ent­schei­dun­gen: Welche Kom­bi­na­ti­on mehrerer mög­li­cher Inves­ti­ti­ons­pro­jek­te soll rea­li­siert werden?

Der nach­ge­la­ger­te Ent­schei­dungs- und Umset­zungs­pro­zess von Inves­ti­ti­ons­vor­ha­ben lässt sich dabei typi­scher­wei­se in mehrere Phasen unterteilen:

  1. Pla­nungs­pha­se (Inves­ti­ti­ons­an­re­gung, Auf­zei­gen von Hand­lungs­al­ter­na­ti­ven, Infor­ma­ti­ons­ge­win­nung, Prüfung der Durch­führ­bar­keit, Wirtschaftlichkeitsrechnungen)
  2. Rea­li­sa­ti­ons­pha­se (Treffen der Inves­ti­ti­ons­ent­schei­dung, Umset­zung der Investitionsentscheidung)
  3. Über­wa­chungs- und Kon­troll­pha­se (Inves­ti­ti­ons­nach­rech­nun­gen, Soll-Ist-Ver­glei­che, Investitionscontrolling)

Inves­ti­ti­ons­re­chen­ver­fah­ren helfen dabei in allen Phasen die not­wen­di­gen Ent­schei­dun­gen zah­len­mä­ßig auf­zu­be­rei­ten, Argu­men­ta­tio­nen zu stützen und unter­schied­li­che Alter­na­ti­ven ver­glei­chen zu können. In Theorie und Praxis wird dabei zwischen sta­ti­schen und dyna­mi­schen Ver­fah­ren unter­schie­den. Im ersten Teil dieses Bei­tra­ges werden die sta­ti­schen Ver­fah­ren dar­ge­stellt, die aufgrund ihrer ein­fa­chen Anwend­bar­keit und Ver­ständ­lich­keit in der Praxis für eine erste über­schlä­gi­ge Ein­stu­fung von Inves­ti­ti­ons­mög­lich­kei­ten von großer Bedeu­tung sind.

  1. Kos­ten­ver­gleichs­rech­nung: “Wähle die Inves­ti­ti­on mit den kleins­ten (durch­schnitt­li­chen) Kosten!” Um Kos­ten­schwan­kun­gen aus­zu­glei­chen, stellt man auf durch­schnitt­li­che Peri­oden­kos­ten ab. Bei diesem Ver­fah­ren erfolgt eine rein kos­ten­mä­ßi­ge Betrach­tung, dh Aus­wir­kun­gen auf der Erlös­sei­te bleiben unbe­rück­sich­tigt. Eine Anwend­bar­keit des Instru­ments ist dann gegeben, wenn sich gleich­wer­ti­ge Produkte mit gleichen Ver­kaufs­prei­sen erzeugen lassen und somit rein die Kosten beein­fluss­bar sind.
  2. Gewinn­ver­gleichs­rech­nung: “Wähle die Inves­ti­ti­on mit dem größten (durch­schnitt­li­chen) Gewinn und ver­zich­te auf Projekte, die Verluste bringen!” Abge­stellt wird dabei auf durch­schnitt­li­che Peri­oden­ge­win­ne. Es ist dabei nicht erfor­der­lich, dass gleich­wer­ti­ge Produkte erzeugt werden, da die Unter­schie­de ohnehin bei den Erlösen Berück­sich­ti­gung finden. Eine Gewinn­ver­gleichs­rech­nung kann nach fol­gen­dem (ein­fa­chen) Schema durch­ge­führt werden:

      Erlöse
    - Abschrei­bun­gen
    - Betriebskosten/Erzeugungskosten (Material, Personal usw)
    = Kapi­tal­ge­winn
    - Fremd­ka­pi­tal­zin­sen
    = paga­to­ri­scher Gewinn
    - kal­ku­la­to­ri­sche Eigenkapitalzinsen
    = kal­ku­la­to­ri­scher Gewinn

  3. Ren­ta­bi­li­täts­ver­gleichs­rech­nung: “Wähle die Inves­ti­ti­on mit der größten (durch­schnitt­li­chen) Rendite! Ver­zich­te auf Projekte, deren Rendite kleiner als die gefor­der­te Min­dest­ver­zin­sung ist!”. Bei diesem Modell wird das Ver­hält­nis zwischen dem durch­schnitt­li­chen Gewinn pro Periode und dem durch­schnitt­lich ein­ge­setz­ten Kapital ermit­telt:

    Ren­ta­bi­li­tät = Peri­oden­ge­winn / Kapi­tal­bin­dung


    Je höher die Ren­ta­bi­li­tät einer Inves­ti­ti­on ist, desto vor­teil­haf­ter ist diese. Mit Hilfe von Ren­ta­bi­li­täts­be­rech­nun­gen können Projekte mit unter­schied­li­chen Inves­ti­ti­ons­kos­ten ver­gli­chen werden. Ren­ta­bi­li­täts­be­rech­nun­gen ergänzen somit sinn­vol­ler­wei­se die Gewinn­ver­gleichs­rech­nun­gen. Die Ren­ta­bi­li­tät des gesamten Kapitals (Eigen- wie Fremd­ka­pi­tal) wird dann ermit­telt, wenn Inves­ti­tio­nen unab­hän­gig von ihrer Finan­zie­rung ver­gli­chen werden sollen. Steht der Eigen­ka­pi­tal­ein­satz für eine Finan­zie­rung hingegen bereits fest, wird im Nenner nur das durch­schnitt­li­che Eigen­ka­pi­tal ange­setzt.
  4. (Sta­ti­sche) Amor­ti­sa­ti­ons­rech­nung: “Wähle die Inves­ti­ti­on mit der relativ kür­zes­ten Amor­ti­sa­ti­ons­dau­er!”. Dabei wird die Zeit­dau­er ermit­telt, die bis zur Wie­der­ge­win­nung der Inves­ti­ti­ons­kos­ten aus den Ein­nah­men­über­schüs­sen benötigt wird.

    Amor­ti­sa­ti­ons­dau­er = Inves­ti­ti­ons­kos­ten / durchschn. Gewinn pa (vor Abschrei­bun­gen)

    Die Amor­ti­sa­ti­ons­rech­nung wird in der Praxis oft zur Ein­schät­zung des Risikos von Inves­ti­ti­ons­pro­jek­ten her­an­ge­zo­gen. Je länger die Amor­ti­sa­ti­ons­dau­er ist, desto höher ist folglich das Risiko. Anhand der Amor­ti­sa­ti­ons­dau­er können folgende Fragen beant­wor­tet werden:
    • Können die Inves­ti­ti­ons­kos­ten inner­halb der geplan­ten Nut­zungs­dau­er zurück­ge­won­nen werden?
    • Inwie­weit besteht Deckung mit bran­chen­spe­zi­fi­schen Erfahrungswerten?

Ins­ge­samt ist zu den sta­ti­schen Ver­fah­ren anzu­mer­ken, dass diese aufgrund ihrer ein­fa­chen Anwend­bar­keit und Ver­ständ­lich­keit für über­schlä­gi­ge Beur­tei­lun­gen gut geeignet sind und daher in einem ersten Schritt jeden­falls durch­ge­führt werden sollten. Für die weitere ver­tie­fen­de Prüfung von ein­zel­nen Inves­ti­ti­ons­al­ter­na­ti­ven sollten aber dyna­mi­sche Ver­fah­ren zum Einsatz kommen. Auf diese wird in der nächsten Ausgabe im Detail eingegangen. 

Bild: © Thomas Francois — Fotolia