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Deri­va­ti­ve Wertpapiere


Dezember 2005 

Derivate sind Produkte, deren Markt­wert sich von den klas­si­schen Basis­wer­ten (wie zB Aktien, Anleihen oder Gold) ableitet. Bei­spie­le für Derivate sind han­del­ba­re Finanz­pro­duk­te wie Futures, Optionen, Zer­ti­fi­ka­te sowie nicht stan­dar­di­sier­te Finanz­pro­duk­te wie Ter­min­ge­schäf­te (Forwards) oder Swaps.
Auch andere Markt­ge­gen­stän­de wie bei­spiels­wei­se Roh­stof­fe (“com­mo­di­ties”) oder Kre­dit­ri­si­ken können die Grund­la­ge von Deri­va­ten bilden. Der folgende Beitrag behan­delt Call- und Put-Optionen. 

All­ge­mei­nes

Das Prinzip von Deri­va­ten besteht darin, dass die Leis­tun­gen im Vor­hin­ein für einen späteren Zeit­punkt ver­ein­bart werden. Im Falle von Call- und Put-Optionen werden also Rechte erworben, ein bestimm­tes Wert­pa­pier zu einem bestimm­ten Zeit­punkt zu einem fest­ge­leg­ten Preis zu kaufen oder zu verkaufen.

Warum deri­va­ti­ve Wertpapiere?

Der Handel mit Deri­va­ten wird ver­ein­fa­chend aus zwei Gründen betrieben:

  • Absi­che­rung bestehen­der Wert­pa­pier-Depots gegen starke Kursschwankungen
  • Spe­ku­la­ti­ons­zwe­cke

Ein wesent­li­ches Cha­rak­te­ris­ti­kum von Deri­va­ti­ven ist, dass sie sich im Ver­gleich zu den zugrunde lie­gen­den Wert­pa­pie­ren durch relativ geringe Preise jedoch höhere Kurs­schwan­kun­gen aus­zeich­nen. Dies kann also mit nied­ri­ge­ren Geld­ein­sät­zen zu über­durch­schnitt­li­chen Gewinnen jedoch auch Ver­lus­ten führen.
Ein weiterer Unter­schied ist, dass man mithilfe von Deri­va­ten — ins­be­son­de­re z.B. Put-Optionen — im Gegen­satz zu Aktien, die nur durch stei­gen­de Kurse Gewinne erzielen, auch auf sinkende Kurse spe­ku­lie­ren kann.

Optionen vs. Optionsscheine

Optionen und Opti­ons­schei­ne sind prin­zi­pi­ell ähnliche Finanz­in­stru­men­te. Die wich­tigs­ten Unter­schie­de sollen her­vor­ge­ho­ben werden: Während Optionen an Ter­min­bör­sen gehan­delt werden und stan­dar­di­sier­te Kon­di­tio­nen in Bezug auf Basis­preis, Laufzeit und Kon­takt­grö­ße besitzen, werden Opti­ons­schei­ne idR von Banken auf­ge­legt, die deren Kon­di­tio­nen meist indi­vi­du­ell gestal­ten. Des Weiteren steht dem Inhaber einer Option (Käufer) immer ein so genann­ter Still­hal­ter (Ver­käu­fer) gegen­über. Ein wesent­li­ches Unter­schei­dungs­merk­mal besteht weiters darin, dass Optionen im Gegen­satz zu Opti­ons­schei­nen so genannte Leer­ver­käu­fe und Still­hal­ter­ge­schäf­te zulassen. 

Leer­ver­käu­fe — Stillhaltergeschäfte

Unter Still­hal­ter­ge­schäf­ten versteht man den Verkauf von Optionen gegen einen vor­han­de­nen Akti­en­be­stand. Als Leer­ver­käu­fe bezeich­net man den Verkauf von Aktien, die man nicht besitzt; meist mit der Inten­ti­on bereits ver­kauf­te Aktien später wieder zu einem nied­ri­gen Kurs einzukaufen. 

Call

Ein Call ver­brieft das Recht — nicht aber die Ver­pflich­tung — ein bestimm­tes Wert­pa­pier — meist eine Aktie — um einen fest­ge­leg­ten Preis zu einem fixen Datum (euro­päi­scher Stil) zu erwerben. Der Wert des Calls setzt sich aus der Dif­fe­renz des aktu­el­len Akti­en­kur­ses und des im Call fest­ge­leg­ten Akti­en­kauf­prei­ses (Basis­preis) und dem Zeitwert zusammen. Der Zeitwert spiegelt die Chance auf einen weiteren Anstieg der Basis-Aktie wider.

:: Chance
Der Kauf eines Calls ist folglich dann sinnvoll und gewinn­ver­spre­chend, wenn mit einem Kurs-Anstieg der Basis-Aktie gerech­net wird. Solange der Kurs der Basis-Aktie im Steigen ist, können mit einem Call deutlich höhere Erträge als mit der Aktie selbst erzielt werden (Hebel- oder Leverage-Effekt). 

:: Risiko
Beim Handel mit Optionen / Opti­ons­schei­nen ist große Vorsicht geboten: Ent­wi­ckelt sich der Kurs der Basis-Aktie rück­läu­fig, fallen die Werte der Call-Optionen /-Opti­ons­schei­ne über­durch­schnitt­lich.
Ist am Ende der Laufzeit des Calls der Basis­preis der Aktie nied­ri­ger als der Akti­en­kurs, erleiden Sie einen Total­ver­lust. Es ist daher ratsam die Optionen /-Opti­ons­schei­ne einige Monate vor Ablauf der der Laufzeit — wenn auch mit Verlust — zu verkaufen.

Put

Ein Put lässt sich am ein­fachs­ten als Spie­gel­bild oder Gegen­teil des Call beschrei­ben. Mit einem Put spe­ku­lie­ren Sie also auf sinkende Akti­en­kur­se. Die Put-Option /-Opti­ons­schein berech­tigt nämlich am Ende der Laufzeit zum Verkauf einer Aktie zu einem fest­ge­leg­ten Preis, der im Ide­al­fall über dem tat­säch­li­chen Akti­en­kurs liegt. Die beim Call dar­ge­stell­ten Chancen und Risiken treffen hier spie­gel­ver­kehrt zu. 

Put-Call-Ratio (PCR)

Der PCR ist ein Indi­ka­tor, der die Markt­stim­mung bzw. Ein­schät­zung der Anleger zum Ausdruck bringt. Er ist das Ver­hält­nis zwischen gehan­del­ten Put-Optionen zu Call-Optionen. Lässt sich ein Über­wie­gen der Put-Optionen fest­stel­len, so wird all­ge­mein mit einem Sinken der Akti­en­kur­se gerech­net. Werden vor­wie­gend Call-Optionen gehan­delt, so lässt dies auf eine positive Markt­stim­mung schließen.

Praxis-Tipps

  • Der Handel mit Optionen/Optionsscheinen erfor­dert ein regel­mä­ßi­ges Über­wa­chen der Kurse, am besten täglich.
  • Bei Ihrer Kauf­ent­schei­dung sollten Sie Optionen/Optionsscheine mit einem Basis­preis nahe dem Akti­en­kurs bevorzugen.
  • Die Opti­ons­schei­ne sollten eine Rest­lauf­zeit von zumin­dest 12 Monaten besitzen.
  • Setzen Sie sich Kurs­zie­le, bei deren Errei­chen Sie ver­kau­fen sollten.
  • Setzen Sie sich Stop-Loss-Marken (maximal trag­ba­rer Verlust) bei denen Sie eben­falls ver­kau­fen sollten.
  • Warten Sie nicht das Ende der Laufzeit der Option; ver­kau­fen Sie spä­tes­tens 3 Monate, besser 6 Monate vor dem Ablauf. (Spe­ku­la­ti­ons­ge­schäft)

Fazit

Aufgrund der Risiken ist der Handel mit Optionen/Optionsscheinen mit großer Vorsicht zu betrei­ben. Als Einstieg in den Handel mit Wert­pa­pie­ren sind sie nicht unbe­dingt zu emp­feh­len. Ver­sier­te­re Anleger jedoch haben damit Instru­men­te an der Hand, über­durch­schnitt­li­che Gewinne zu erzielen. Des Weiteren eignen sich Optionen /-Opti­ons­schei­ne einer­seits aufgrund ihrer Laufzeit und ande­rer­seits aufgrund der höheren Schwan­kun­gen nicht als lang­fris­ti­ge Anlage, sondern sind für kurz- oder mit­tel­fris­ti­ge Spe­ku­la­tio­nen ausgelegt. 

Bild: © Sven Hoppe — Fotolia