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Bench­mar­king — von den Besten lernen

Kate­go­rien: Manage­ment-Info , Ärzte-Info

Dezember 2005 

Für Unter­neh­men ist es seit jeher not­wen­dig, ihre Kon­kur­renz­fä­hig­keit per­ma­nent zu ver­bes­sern, denn Qua­li­täts- Effi­zi­enz- und Kos­ten­nach­tei­le gegen­über Mit­be­wer­bern führen zum Verlust von Markt­an­tei­len und Umsätzen. Unter dem Schlag­wort “Bench­mar­king” wird ein Prozess ver­stan­den, bei dem ein Unter­neh­men durch Ver­gleich Anre­gun­gen zur Ent­wick­lung von Ver­bes­se­run­gen gewinnt und Maß­nah­men zu deren Umset­zung ent­wi­ckelt. Der folgende Beitrag soll Ihnen die Grund­ideen des Bench­mar­kings näher bringen. 

Ziel des Bench­mar­kings ist es, Unter­schie­de und Ver­bes­se­rungs­po­ten­zia­le auf­zu­zei­gen sowie wett­be­werbs­ori­en­tier­te Ziel­vor­ga­ben ableiten zu können. Im Rahmen des Bench­mar­kings wird daher versucht, die eigene Leis­tungs­fä­hig­keit in Relation zum Ver­gleichs­un­ter­neh­men zu stellen und durch Über­nah­me erfolg­rei­cher Lösungs­an­sät­ze und Inno­va­tio­nen Ver­bes­se­run­gen zu errei­chen. Erfolg­rei­che Lösungen von Ver­gleichs­un­ter­neh­men werden daher im Ide­al­fall unter Berück­sich­ti­gung von unter­neh­mens­in­di­vi­du­el­len Beson­der­hei­ten adap­tiert sowie durch weitere eigene Lösungs­an­sät­ze weiter verbessert.

Der Bench­mar­king-Prozess hat in der Regel fol­gen­den Ablauf:

1. Auswahl von Vergleichsobjekten

Zunächst müssen die eigenen Schwä­chen und die kri­ti­schen Erfolgs­fak­to­ren iden­ti­fi­ziert werden. Dies kann einzelne Prozesse (zB Fer­ti­gung, Vertrieb), aber auch in Extrem­fäl­len das ganze Unter­neh­men betref­fen. Im Anschluss daran ist ein geeig­ne­tes Ver­gleichs­ob­jekt aus­zu­wäh­len, wobei es wichtig ist, dass über das Ver­gleichs­un­ter­neh­men aus­rei­chend Infor­ma­tio­nen beschafft werden können und die eigenen wirt­schaft­li­chen und orga­ni­sa­to­ri­schen Rah­men­be­din­gun­gen grund­sätz­lich eine Über­tra­gung des vom Ver­gleichs­un­ter­neh­men ver­folg­ten Kon­zep­tes ermöglichen.

Als Ver­gleichs­un­ter­neh­men kommen dabei sowohl Unter­neh­men aus der eigenen Branche (Markt­füh­rer) als auch die Besten aus anderen Branchen in Betracht. Die Auswahl des (externen) Ver­gleichs­un­ter­neh­mens basiert regel­mä­ßig auf fol­gen­den Recherchen:

  • Wissen über erfolg­rei­che Konkurrenzunternehmen
  • Artikel in Fachzeitschriften
  • Bran­chen­kennt­nis­se des Wirtschaftstreuhänders
  • Home­pages von Unternehmen
  • Ver­öf­fent­lich­te Jah­res­ab­schlüs­se, Geschäfts­be­rich­te etc
  • Spe­zi­el­le Infor­ma­ti­ons­an­bie­ter (Wirt­schafts­kam­mern, Sta­tis­tik Austria, Stan­des­ver­tre­tun­gen etc)

Neben externen Ver­gleichs­un­ter­neh­men kommen selbst­ver­ständ­lich auch Kon­zern­ge­sell­schaf­ten in Frage. Während die leich­te­re Infor­ma­ti­ons­be­schaf­fung und Über­trag­bar­keit von Lösungs­kon­zep­ten als Vorteile zu nennen sind, ist aller­dings auch das gegen­über externen Ver­gleichs­un­ter­neh­men gerin­ge­re Inno­va­ti­ons­po­ten­zi­al als Nachteil anzuführen.

2. Infor­ma­ti­ons­be­schaf­fung und Vergleichsphase

Nach Auswahl eines geeig­ne­ten Ver­gleichs­un­ter­neh­mens kommt es im nächsten Schritt darauf an, auf Basis der ver­füg­ba­ren Infor­ma­tio­nen mög­lichst viel über die Abläufe und Erfolgs­fak­to­ren des Ver­gleichs­un­ter­neh­mens her­aus­zu­fin­den. Gerade die Infor­ma­ti­ons­be­schaf­fung stellt in der Praxis das größte Problem dar. Oftmals werden nur öffent­lich zugäng­li­che Infor­ma­tio­nen (Ver­öf­fent­li­chun­gen der Wirt­schafts­kam­mern, Stan­des­ver­tre­tun­gen, Jah­res­ab­schlüs­se etc) ver­füg­bar sein. In der Praxis zeigt sich vor allem, dass das Internet oft die wich­tigs­te Infor­ma­ti­ons­quel­le ist. In diesem Zusam­men­hang können auch infor­mel­le Kontakte sehr wertvoll sein. Auch Ihr Wirt­schafts­treu­hän­der kann — selbst­ver­ständ­lich unter Berück­sich­ti­gung seiner beruf­li­chen Ver­schwie­gen­heits­pflich­ten — aufgrund seiner Erfah­rung und Bran­chen­kennt­nis­se ziel­ge­naue Tipps geben.

Wichtig ist, dass im Rahmen der Ver­gleichs­pha­se gezielt in Hinblick auf die iden­ti­fi­zier­ten Ver­bes­se­rungs­po­ten­zia­le recher­chiert wird. Die Lösungs­an­sät­ze der Ver­gleichs­un­ter­neh­men werden den eigenen gegen­über­ge­stellt und in Hinblick auf deren Vor- und Nach­tei­le analysiert.

3. Umset­zungs­pha­se

Die Erkennt­nis­se der Ver­gleichs­pha­se sind schließ­lich auf das eigene Unter­neh­men zu über­tra­gen und konkrete Ver­bes­se­rungs­maß­nah­men zu erar­bei­ten. Dabei sollte berück­sich­tigt werden, dass Lösungs­an­sät­ze anderer Unter­neh­men nur in seltenen Fällen einfach kopiert werden können. Es ist daher wichtig, eigene Lösungs­an­sät­ze zu ent­wi­ckeln, die den spe­zi­el­len Rah­men­be­din­gun­gen und Struk­tu­ren des eigenen Unter­neh­mens ent­spre­chen. Wichtig ist auch, dass im Rahmen der Umset­zungs­pha­se messbare Ziel­vor­ga­ben erstellt werden, die in weiterer Folge auch auf ihre Ziel­er­rei­chung hin über­prüf­bar sind.

Abschlie­ßend ist anzu­mer­ken, dass Bench­mar­king ein per­ma­nen­ter Prozess im Rahmen des Qua­li­täts­ma­nage­ments sein sollte, der in Zeiten sich immer rascher ändern­der Tech­no­lo­gien und Wett­be­werbs­si­tua­tio­nen noch stark an Bedeu­tung gewinnen wird. 

Bild: © Anna Blau — BMF