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Basel II — Rating ver­bes­sern­de Maßnahmen

Kate­go­rien: Manage­ment-Info

Dezember 2004 

Auch wenn die Bestim­mun­gen von Basel II vor­aus­sicht­lich erst ab 2007 voll­stän­dig anzu­wen­den sind, hat die Thematik aufgrund der erwar­te­ten Aus­wir­kun­gen bereits im Vorfeld für großes mediales Aufsehen gesorgt. Da die hei­mi­schen Unter­neh­men (ins­be­son­de­re die KMUs) tra­di­tio­nell sehr stark über Bank­kre­di­te finan­ziert sind, sollten sie sich recht­zei­tig mit den Folgen von Basel II beschäftigen.

Basel II ver­pflich­tet die Banken ver­bind­lich für Kredite an Unter­neh­men mit schlech­te­ren Ratings, einen höheren Eigen­mit­tel­an­teil zu hin­ter­le­gen als für Unter­neh­men mit guten Ratings. Es liegt daher auf der Hand, dass dies sich auch in den Kre­dit­kon­di­tio­nen nie­der­schlägt und es für zahl­rei­che KMUs zu einer Ver­teue­rung der Finan­zie­rungs­kos­ten kommen kann. Da es in Öster­reich nur für sehr wenige (große) Unter­neh­men externe Ratings von spe­zia­li­sier­ten Rating­agen­tu­ren gibt, werden Banken künftig ver­stärkt und sys­te­ma­tisch eigene Rating­ver­fah­ren ent­wi­ckeln müssen.

:: Rating­pro­zess

Unter einem Rating versteht man in diesem Zusam­men­hang, die Ein­schät­zung der zukünf­ti­gen Fähig­keit, Zah­lun­gen von Zins und Tilgung voll­stän­dig zu erfüllen. Im Zuge des Rating­pro­zes­ses werden die Banken vor­aus­sicht­lich primär auf quan­ti­ta­ti­ve Größen (“hard facts”) zurück­grei­fen, die sich aus den Jah­res­ab­schlüs­sen der Unter­neh­mer ableiten lassen. Einige hei­mi­sche Banken haben bereits jene Kenn­zah­len ver­öf­fent­licht (aller­dings noch ohne Gewich­tung), die sie im Rating­ver­fah­ren anwenden wollen. Als wichtige Kenn­zah­len im Rating­ver­fah­ren kris­tal­li­sie­ren sich dabei

  • die Eigenkapitalquote, 
  • die Schul­den­til­gungs­dau­er
  • und die Eigen- bzw. Gesamt­ka­pi­tal­ren­ta­bi­li­tät heraus 

(vgl. zur Berech­nung der ein­zel­nen Kenn­zah­len Manage­ment-Info 2/2004)

Neben den “hard facts” werden zur Abrun­dung der Ratin­g­er­geb­nis­se auch qua­li­ta­ti­ve Größen (soge­nann­te “soft facts”) her­an­ge­zo­gen werden, die zwar schwie­ri­ger messbar sind und unter­schied­lich inter­pre­tiert werden können, jedoch einen nicht zu unter­schät­zen­den Einfluss auf die zukünf­ti­gen Erfolgs­aus­sich­ten des Unter­neh­mens haben können. Bei­spie­le für “soft facts” sind u.a. die Qualität der Unter­neh­mens­füh­rung und des Manage­ments, Annahmen über das wirt­schaft­li­che Umfeld, Inno­va­ti­ons­fä­hig­keit, Image und Bekannt­heits­grad sowie die Bank-Kunde-Bezie­hung im Allgemeinen.

:: Rating­ver­bes­sern­de Maßnahmen

Als Unter­neh­mer sollten Sie sich daher bereits jetzt intensiv mit dem Rating­pro­zess beschäf­ti­gen, da sich unmit­tel­ba­re Aus­wir­kun­gen auf die Finan­zie­rungs­kos­ten Ihres Unter­neh­mens ergeben können. In diesem Zusam­men­hang sollten Sie auch über rating-ver­bes­sern­de Maß­nah­men nachdenken:

  • Über­den­ken der Bilan­zie­rungs­stra­te­gien (bisher erfolgte die Bilan­zie­rung oft nach steu­er­li­chen Gesichts­punk­ten, d.h. Ausweis eines mög­lichst nied­ri­gen Gewinns um Steuern zu sparen — künftig sollte der Jah­res­ab­schluss als “kauf­män­ni­sche Visi­ten­kar­te” dienen)
  • Zeit­nä­he­re Erstel­lung und Ver­öf­fent­li­chung von Jahresabschlüssen
  • Bereit­stel­lung von Zusatz­in­for­ma­tio­nen, Pla­nungs­rech­nun­gen, Con­trol­ling­be­rich­ten etc.
  • Aus­ar­bei­tung von Businessplänen
  • Stärkung der Eigen­ka­pi­tal­quo­te (even­tu­ell auch durch Her­ein­nah­me neuer Partner)
  • Ver­bes­se­rung der Kom­mu­ni­ka­ti­on mit kre­dit­ge­ben­den Banken
  • Imple­men­tie­rung eines effi­zi­en­ten und sys­te­ma­ti­schen betrieb­li­chen Risi­ko­ma­nage­ments (z.B. durch Con­trol­lin­gin­stru­men­te wie Balanced Scorecard)
  • schlüs­si­ge Dar­stel­lung der geplan­ten Investitionspolitik
  • Rating­vor­be­rei­tung (Prä­sen­ta­ti­on der geplan­ten zukünf­ti­gen Geschäftspolitik)
  • Bereit­stel­lung von Sicher­hei­ten (Immo­bi­li­en, Wert­pa­pie­re, Patro­nats- und Bürgschaftserklärungen)

Bei all diesen Punkten emp­fiehlt es sich auf das Know-How Ihres Steu­er­be­ra­ters zurück­zu­grei­fen, der Sie als Fachmann bei der Vor­be­rei­tung auf das Rating­ver­fah­ren optimal unter­stüt­zen kann.

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